Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern: Ursachen & Behandlung

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Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern ist besonders unangenehm. Die kleinen Menschen wissen noch nicht, warum sie Schmerzen und einen starken Juckreiz haben. Daher brauchen sie eine schnelle und möglichst effektive Behandlung.

Was passiert bei Neurodermitis?

Die Haut setzt sich aus verschiedenen Schichten zusammen, die notwendig sind, damit sie ihre Aufgaben erfüllen kann. Wenn sie komplett und gesund ist, dann schützt sie den Menschen vor Kälte und vor Wind, vor der Sonne und einem zu hohen Wasserverlust. Auch äußere Reize, wie beispielsweise Schmutz, können nicht in die Haut eindringen. Sie wehrt die Krankheitserreger ab und schützt somit den gesamten Kreislauf des Körpers. Wenn Babys oder Kleinkinder Neurodermitis haben, dann ist dieser effektive Schutz der Haut gestört.

Die Haut hat nicht mehr die optimale Fähigkeit, um Wasser zu binden und es entsteht eine trockene Oberfläche. Damit wird sie sehr empfindlich. Bereits kleine Irritationen, wie sie durch Kleidung oder Seife entstehen können, reichen aus, um für Rötungen zu sorgen. Dazu kommt, dass die Haut keine optimale Schweißregulation mehr liefern kann.

Das Problem bei einer Haut, bei der die Funktion gestört ist, liegt vor allem darin, dass über die Haut sehr viele Erreger eindringen können. Gerade Babys und Kleinkinder reagieren noch stärker auf das Eindringen der Bakterien in die Haut. Staphylokokkus aureus beispielsweise ist ein Bakterium, das sich auf gesunder Haut findet und hier nicht wirklich viel Unheil anrichten kann. Anders sieht es bei beschädigter Haut aus. Dringen die Bakterien ein, dann kann es zu einer starken Entzündung kommen.

Video: Neurodermitis: Die 6 besten Ernährungstipps nach TCM für schönere Haut

Die Neurodermitis: Genetische Veranlagung als Ursache

Die grundlegende Ursache für die Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern ist eine genetische Veranlagung. Es handelt sich hierbei um eine atomische Erkrankung, der eine genetische Veranlagung zu Grunde liegt. Wenn die Eltern oder auch die Geschwister unter einer Neurodermitis leiden oder vielleicht auch Asthma oder Heuschnupfen haben, dann hat ein Kind ein besonders hohes Risiko, zu erkranken. Das generelle Risiko bewegt sich zwischen 5 und 15 %.

Wenn bereits ein Geschwisterkind allergisch ist oder eine Neurodermitis hat, dann liegt das Risiko für ein weiteres Kind zwischen 25 und 35 %. Noch höher ist es, wenn ein Elternteil betroffen ist. In diesem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit zwischen 20 und 40 %. Sind beide Elternteile betroffen, dann erhöht sich das Risiko auf 40 bis 60 % und wenn beide Elternteile dieselbe allergische Erkrankung in sich tragen, steigt es noch einmal an und liegt bei 50 bis 70 %.

Allerdings wird hier nicht von einer klassischen Erbkrankheit gesprochen. Ob die Neurodermitis wirklich ausbricht, wird durch die äußeren Einflüsse stark mit gesteuert. Bisher gibt es noch keine generelle Übersicht darüber, welche Einflüsse sich hier alle auswirken können.

 

Die Haut setzt sich aus verschiedenen Schichten zusammen, die notwendig sind, damit sie ihre Aufgaben erfüllen kann. Wenn sie komplett und gesund ist, dann schützt sie den Menschen vor Kälte und vor Wind, vor der Sonne und einem zu hohen Wasserverlust.(#01)

Die Haut setzt sich aus verschiedenen Schichten zusammen, die notwendig sind, damit sie ihre Aufgaben erfüllen kann. Wenn sie komplett und gesund ist, dann schützt sie den Menschen vor Kälte und vor Wind, vor der Sonne und einem zu hohen Wasserverlust.(#01)

Die Kombination der inneren und äußeren Faktoren bei Neurodermitis

In Deutschland leiden rund 13 % der Kinder unter Neurodermitis und die Tendenz ist weiter steigend. Schon im Säuglingsalter ist bei der Hälfte der Kinder die Erkrankung ausgebrochen. Zwar zeigt sich meist, dass die Erkrankung bis zur Einschulung wieder zurückgeht. Dennoch belastet die Neurodermitis Betroffene stark.

Die Verbindung von inneren und äußeren Faktoren ist hier ein wichtiger Punkt. Die genetische Veranlagung sowie die immunologischen Veränderungen in Kombination werden durch die Provokationsfaktoren ergänzt. Wenn hier alles zusammenkommt, dann kommt es zu einem Schub der Neurodermitis.

Zu den Provokationsfaktoren gehören:

  • Irritative Faktoren:
    In diesen Bereich gehören die Kleidung und die Waschgewohnheiten, der Schweiß und die klimatischen Faktoren sowie die Wasserhärte. Auf einige der Faktoren hat niemand einen Einfluss, wie auf das Klima. Es zeigt sich bei einem veränderten Klima jedoch häufig eine Verbesserung des Hautbildes bei Betroffenen.
  • (Pseudo) Allergische Faktoren:
    Diese Faktoren befinden sich beispielsweise in den Bereichen der Nahrungsmittel. Auslöser können beispielsweise Nahrungsmittel-Zusatzstoffe oder sogar die Nahrungsmittel selbst sein. Aber auch Aeroallergene, die in der Luft zu finden sind, wie Pollen oder Hausstaubmilben, zeigen sich häufig als ein Auslöser.
  • Microbielle Faktoren:
    Die microbiellen Faktoren sind Infekte sowie das Bakterium Staphylococcus aureus.
  • Psychische Faktoren:
    Nicht zu unterschätzen, auch schon bei Kleinkindern, sind die psychischen Faktoren, die als Ursache eine große Rolle spielen können. Sehr starke Emotionen oder Konfliktsituationen sowie Stress wirken sich auf Kinder ganz besonders stark aus.

Die Veranlagung selbst ist immer da und kann aus diesem Grund natürlich auch nicht geheilt werden. Eine Behandlung bei Neurodermitis ist immer eine Bekämpfung der Auslöser, nicht jedoch der grundlegenden Ursache. Damit die Behandlung Erfolg hat, muss sie auf den Patienten abgestimmt werden und zwar in enger Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten.

Video: Eltern-Baby-Kind-Tipps: wenn Kinder Neurodermitis haben! Hilflosigkeit?

Risikoverringerung schon nach der Geburt möglich

Besonders Säuglinge sind oft besonders von der Neurodermitis betroffen und Eltern stellen sich natürlich die Frage, wie sie ihre Kinder schützen können. Wird ein Baby die ersten vier Lebensmonate ausschließlich gestillt, dann kann dies da Risiko schon deutlich verringern. Die Ausdehnung der Vollstillzeit auf sechs Monate ist für den Säugling ebenfalls von Vorteil. Grundsätzlich kann das Stillen die Entstehung von Allergien vorbeugen, welche als ein Auslöser von Neurodermitis dienen können. Bei Säuglingen zeigen sich die ersten Anzeichen oft in einem starken Milchschorf, der sich nicht auf der Kopfhaut, sondern im Gesicht und an den Armen oder den Beinen befindet. Die Haut ist feucht und zeigt eine Schuppenkruste. Auch Rötungen sind üblich. Vor allem im Gesicht, aber auch an den Ohren sind die Auswirkungen sehr stark vorhanden.

Wenn sich ein Baby oder ein Kleinkind in einem akuten Schub befindet, dann kann sich die Neurodermitis weiter auf die Haut ausdehnen. Wird an den betroffenen Stellen gekratzt, erfolgt eine weitere Verteilung der Bakterien und Viren. Daher ist es eine gute Lösung, die Finger des Babys durch Handschuhe oder Socken zu schützen und so zu verhindern, dass es sich selbst kratzt. Beruhigend auf die entzündeten Hautstellen kann Muttermilch wirken. Diese wird aufgetupft und sollt dann einziehen.

 

Besonders Säuglinge sind oft besonders von der Neurodermitis betroffen und Eltern stellen sich natürlich die Frage, wie sie ihre Kinder schützen können. (#01)

Besonders Säuglinge sind oft besonders von der Neurodermitis betroffen und Eltern stellen sich natürlich die Frage, wie sie ihre Kinder schützen können. (#02)

Die Linderung von einer Neurodermitis

Betroffene Babys und Kleinkinder leiden auch außerhalb der Schübe unter einer sehr trockenen haut. Dies hängt damit zusammen, dass sie einen stark verringerten Feuchtigkeitsgehalt und Harnstoffgehalt haben. Dieser ist jedoch notwendig, damit sich für die Haut ein Fettfilm bilden kann. Daher reagiert die Haut besonders auf äußere Reize. Neben speziellen Medikamenten bei Neurodermitis gibt es noch andere Möglichkeiten für eine Linderung.

  1. Die Pflege der Haut
    Die Pflege der Haut sollte einen hohen Stellenwert einnehmen. Damit ist nicht gemeint, dass die Kinderhaut mit einer Bodylotion zeitweise mit Feuchtigkeit versorgt werden soll. Das kann sogar gefährlich werden, da die in den gängigen Lotions enthaltenen Stoffe die Reizung noch erhöhen können. Nach dem Bad kann eine rückfettende Salbe verwendet werden. Im Badewasser sorgt Öl für Feuchtigkeit. Wahlweise gibt es auch rückfettende Badezusätze, die verhindern, dass die Haut im Wasser zu stark austrocknet.
  2. Auf das Bad verzichten
    Je nach Alter des Kleinkindes kann es hilfreich sein, wenn auf das Bad verzichtet wird. Besser ist es, zu duschen. Auf diese Weise trocknet die Haut deutlich weniger aus.
  3. Lockere Kleidung
    Die Kleidung ist ein wichtiger Reizfaktor für empfindliche Haut. Liegt sie zu eng an, dann reizt sie die Oberfläche und begünstigt die Rötungen. Das Problem dabei ist, die Kinder den Juckreiz bekommen und sich auch durch die Kleidung jucken. Es ist völlig egal, ob die Kleidung aus Seide oder Wolle oder Kunstfaser besteht. Liegt sie zu eng an, dann ist das nicht gut. Weite Kleidung, die aus natürlichen Fasern gefertigt ist, ist die beste Wahl.
  4. Pflege der Nägel
    Wenn die Fingernägel des Kindes lang sind, dann verteilen sich die Bakterien noch mehr über die Haut, da sie sich unter den Nägeln sammeln. Dazu kommt, dass lange Nägel für Verletzungen der Haut sorgen können. Daher sollten die Nägel immer kurz sein.
  5. Nicht zu warm
    Natürlich ist es gut gemeint, wenn im Winter die Heizung auf fünf steht, damit der Nachwuchs nicht friert. Wenn er jedoch schwitzt, dann wird der Juckreiz noch deutlich verstärkt und es wird unangenehm für das Kind.
  6. Wäsche waschen
    Die Wäsche sollte vor dem ersten Tragen nicht nur einmal, sondern mehrmals gewaschen werden und zwar mit sanftem Waschmittel und ohne Weichspüler. Sehr gut ist es, wenn man beispielsweise Second Hand kauft. Der Vorteil dabei ist, dass die Kleidung schon häufig gewaschen wurde und die Schadstoffe sich nicht mehr darin befinden.

Video: Kinderarzt Dr. Uhlig erklärt: Neurodermitis bei Kindern

Die Behandlung von Neurodermitis: Die drei Stufen

Die Behandlung von Neurodermitis setzt sich aus drei verschiedenen Stufen zusammen. Diese Stufen wird der Arzt Schritt für Schritt durchgehen. Die grobe Zusammensetzung ist wie folgt.

  1. Stufe: Es handelt sich um die symptomatische Behandlung, bei der eine anti-entzündliche Therapie durchgeführt wird. Diese kann mit Hilfe von Kortikosterioden oder Tarcolismus durchgeführt werden. Ziel ist es, den Juckreiz mit Hilfe von Antihistaminika zu lindern und über Antiseptika oder Antibiotika eine antibakterielle Therapie durchzuführen.
  2. Stufe: Die konsequente Basistherapie ist der nächste Schritt. In dieser wird darauf Wert gelegt, den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt der Haut deutlich zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass die Umgebung frei ist von reizenden Stoffen und Allergenen.
  3. Stufe: Hier sollen die Provokationsfaktoren erkannt und natürlich auch vermieden werden. Dies gilt für die irritativen Faktoren, die allergischen Faktoren sowie für die psychischen Faktoren.

Was in den einzelnen Stufen passiert, hängt von der Stärke der Neurodermitis ab.

Die Basistherapie bei Neurodermitis

Die Basistherapie stellt die Grundalge dar und soll dazu dienen, dass vor allem der Feuchtigkeits- und auch der Fettgehalt der Haut angepasst werden. Abhängig vom Zustand der Haut werden die betroffenen Stellen mit einer Öl- in-Wasser-Emulsion eingerieben. Wenn die Hat sehr trocken ist oder eine chronische Neurodermitis bereits vorliegt, dann muss eine sehr stark fettende Salbe verwendet werden. Häufig wird darauf geachtet, dass als Zusatz der Harnstoff mit verarbeitet ist.

Für die Reinigung der Haut wird empfohlen, ein Waschmittel zu verwenden, das pH-neutral ist. Wichtig ist es, dass die Haut nicht zu lange mit dem Wasser in Berührung kommt und nach dem Baden oder Duschen wieder gecremt wird. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Pflege auch effektiv wirkt.

 

Für die Reinigung der Haut wird empfohlen, ein Waschmittel zu verwenden, das pH-neutral ist. Wichtig ist es, dass die Haut nicht zu lange mit dem Wasser in Berührung kommt und nach dem Baden oder Duschen wieder gecremt wird. (#03)

Für die Reinigung der Haut wird empfohlen, ein Waschmittel zu verwenden, das pH-neutral ist. Wichtig ist es, dass die Haut nicht zu lange mit dem Wasser in Berührung kommt und nach dem Baden oder Duschen wieder gecremt wird. (#03)

Die Behandlung der Symptome bei Neurodermitis

Die Behandlung der Symptome ist ein besonders wichtiger Faktor, der unbedingt zu beachten ist. Für Babys und Kinder ist der Juckreiz stark beeinträchtigend und sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Daher ist es wichtig, hier mit den passenden Medikamenten zu arbeiten. Kortisonpräparate kommen besonders oft zum Einsatz, weil sie sich als sehr wirkungsvoll erwiesen haben. Sie sorgen dafür, dass die Bildung sowie auch die Freisetzung der Substanzen, die für eine Förderung der Entzündungen sorgen, begrenzt werden. Es ist wichtig, dass diese Medikamente unter der Beobachtung des Arztes eingesetzt werden.

Auch Immunmodulatoren kommen zum Einsatz. Bekannt sind hier vor allem Protopic sowie Elidel. Sie unterbrechen die Kette der Entzündungen und haben gegenüber Medikamenten mit Kortison einen großen Vorteil. Selbst dann, wenn diese Medikamente über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden, führen sie nicht zu einer dünnen Haut. Gerade für das Gesicht und den Hals kommen sie daher zum Einsatz. Allerdings sind die Medikamente bisher noch sehr kostenintensiv. Schließlich gibt es noch die Gerbstoffe, die eingesetzt werden können. Es handelt sich hierbei um pflanzliche Präparate, die gegen den Juckreiz und die Entzündung wirken sollen. Sie sind vor allem hilfreich, wenn die Stellen extrem nässen. Für Kinder gibt es Medikamente, die den Juckreiz stillen und so für Linderung sorgen.

Die Vermeidung von Reizen

Sehr wichtig und effektiv ist es bei Neurodermitis, wenn die Reize möglichst gering gehalten werden. Bei der Wäsche der Kleidung sollte man darauf schauen, das Waschmittel komplett zu entfernen. Das funktioniert mit einem zweiten Spülgang sehr gut. Es kann zudem hilfreich sein, einen Test auf Nahrungsmittelallergien durchzuführen und zu prüfen, ob sich hier möglicherweise Auslöser befinden. Eine Anpassung des Speiseplans hat schon häufig Erfolge gezeigt. Aber auch dies sollte in Zusammenarbeit mit den Ärzten passieren.

Zu bedenken ist, dass Reize nicht nur von sichtbarer Natur sind. Auch Kinder geraten schnell unter emotionalen Druck oder spüren einen starken Stress. Daher kann es helfen, sich einmal die Zeit zu nehmen und zu prüfen, ob möglicherweise in der Umgebung Stress auf das Kind wirkt. Häufiger Streit der Eltern, ein sehr stark überladener Tagesplan oder auch Belastungen durch den Kindergarten können sich auf die Entwicklung der Neurodermitis bei Kleinkindern auswirken und einen Schub hervorrufen.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild:all_about_people -#01: Skylines  -#02: Skylines  -#03:Elvira Koneva_

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