Impfungen Baby: Was Eltern wissen müssen

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Bei dem Thema Impfungen und Baby gehen die Meinungen auseinander. Manche Eltern befolgen den Rat der STIKO, während andere eine Impfung komplett ablehnen. Doch welche Gründe sprechen für und welche gegen eine Impfung?

Impfungen bei einem Baby: Was passiert dabei eigentlich?

Wird ein Baby, Kind oder auch ein Erwachsener geimpft, meint man damit, dass ihm ein bestimmter Impfstoff verabreicht wird. Dieser Stoff regt den Körper dazu an, Antikörper gegen bestimmte Antigene – das sind spezielle Merkmale, die der Krankheitserreger aufweist, zu produzieren. Das gelingt, da der Impfstoff abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger oder auch giftige Stoffe (Toxine) enthält, auf die der Körper reagieren kann. Werden Antikörper produziert, nennt man das eine Immunantwort – und das ist genau das, was man erreichen möchte, denn nach einer erfolgreichen Impfung kann der Körper schneller reagieren, da er den Krankheitserreger bereits „kennt“ und so schneller Antikörper aktivieren oder neue produzieren kann.
Eine erfolgreiche Immunreaktion nach einer Impfung, gerade bei einem Baby, kann man häufig daran erkennen, dass das Kind einige Tage nach der Impfung etwas fiebert, schlechter gelaunt ist oder quengelt.

Es gibt Impfstoffe, die nur auf einen Krankheitserreger ausgerichtet sind und sogenannte Kombi-Impfstoffe, die sich gleich gegen mehrere Krankheitserreger auf einmal richten. Wie lange es dauert, oder wie viele Impfungen das Kind benötigt, um eine Grundimmunisierung aufzubauen, hängt von der Art des verwendeten Impfstoffes ab. Soll jeder Krankheitserreger einzeln geimpft werden, dauert es länger, bis das Baby oder Kind einen ausreichenden Schutz aufgebaut hat. Folgt man den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), kann man jedoch davon sprechen, dass das Baby oder Kind eine Grundimmunisierung bis zu einem Alter von zwei Jahren aufgebaut hat. In den Folgejahren müssen für bestimmte Krankheiten Auffrisch-Impfungen durchgeführt werden, bei denen der Körper an die Immunantwort „erinnert“ werden soll.

Video: Impfen oder nicht? – Ein Kinderarzt packt aus

Impfungen bei einem Baby: Die Empfehlungen

Die Empfehlungen für Impfungen bei einem Baby, Kindern oder auch Erwachsenen, stammen von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI). Interessierte Eltern, oder auch Erwachsene, die sich über ihren Impfstatus informieren wollen, können hier alle Informationen über Impfungen finden, die man benötigt. Auch einen Impfkalender, in dem jeweils die aktuellen Empfehlungen festgehalten sind, findet man hier. Gerade für Eltern von Babys und kleinen Kindern kann das eine richtige Erleichterung sein, da man damit einen genauen Überblick über die aktuellsten Empfehlungen hat und gleichzeitig auch weiß, in welchem Alter das Kind welche Impfung erhalten soll. Aktuell müssen sich Eltern bereits entscheiden, wenn ihr Baby gerade 9 Wochen alt ist, ob sie eine Impfung durchführen lassen wollen.

Laut Impfkalender ist es dann nämlich an der Zeit für die erste Impfung und zwar eine Sechsfachimpfung gegen:

  • Keuchhusten (Pertussis)
  • Kinderlähmung (Polio)
  • Tetanus
  • Diphterie
  • Haemophilus influenza Typ b (Hib)
  • Hepatitis B

Ebenfalls im 3. Lebensmonat des Babys steht auch eine Impfung gegen Pneumokokken an. Diese können, sollte die Krankheit ausbrechen, Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung verursachen. In der Regel werden beide Impfungen zusammen durchgeführt. Der Sechsfach-Impfstoff in den einen Oberschenkel und der Impfstoff gegen Pneumokokken in den anderen.

Im 4. Lebensmonat, meist dann, wenn das Kind für die nächste U ohnehin zum Kinderarzt muss, werden die Sechsfach-Impfung und die Impfung gegen Pneumokokken aufgefrischt.

Im 5. Lebensmonat wird das Ganze noch einmal wiederholt und das Kind hat damit bereits eine gute Grundimmunisierung gegen die genannten Krankheiten.

Ist das Baby 11 Monate alt, wird es meist zum ersten Mal gegen Mumps, Masern und Röteln immunisiert. Entweder als Dreifach-Impfung oder im Verbund mit einer Impfung gegen Windpocken, dann als Vierfach-Impfung.

 

Bei dem Thema Impfungen und Baby gehen die Meinungen auseinander. Manche Eltern befolgen den Rat der STIKO, während andere eine Impfung komplett ablehnen. Doch welche Gründe sprechen für und welche gegen eine Impfung? (#01)

Bei dem Thema Impfungen und Baby gehen die Meinungen auseinander. Manche Eltern befolgen den Rat der STIKO, während andere eine Impfung komplett ablehnen. Doch welche Gründe sprechen für und welche gegen eine Impfung? (#01)

Einige Kinderärzte ermuntern Eltern dazu, die Impfung gegen Windpocken (Varizellen) auszulassen, da diese Krankheit im Kindesalter meist sehr harmlos verläuft und in der Regel nicht mit Komplikationen gerechnet werden muss. Steckt sich das Kind aber mit den Windpocken an, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es als Erwachsener eine Gürtelrose ausbilden kann – und diese Krankheit muss nicht immer harmlos verlaufen. Allerdings: Der Impfstoff gegen die Windpocken schützt – wie alle anderen Impfstoffe übrigens auch – nicht komplett gegen eine Ansteckung mit der Krankheit. Es gibt immer sogenannte Impfversager, die sich trotz einer Impfung mit dem Krankheitserreger infizieren.

In dieser Zeit, also wenn das Baby zwischen 11 und 13 Monaten alt ist, sollte man das Baby zum vierten Mal mit dem Sechsfach-Impfstoff gegen Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio), Tetanus, Diphterie, Haemophilus influenza Typ b (Hib) und Hepatitis B impfen lassen. Ebenso steht auch jetzt die vierte Impfung gegen Pneumokokken an.
Mit 12 Monaten, also kurz vor oder nach der vierten Impfung mit dem Sechsfach-Impfstoff und Pneumokokken, sollte das Baby gegen Meningokokken C geimpft werden. Meningokokken können sowohl eine Hirnhautentzündung, als auch eine lebensbedrohliche Sepsis (Blutvergiftung) hervorrufen. Die Impfung wird daher dringend empfohlen.

Ist das Kind zwischen 15 und 23 Monaten alt, sollte die Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln (mit oder ohne Windpocken) aufgefrischt werden. Nach dieser Impfung hat das Kind eine gute Grundimmunisierung aufgebaut. Die erste Auffrischungsimpfung gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten sollte dann im Alter von 5 bis 6 Jahren durchgeführt werden.

Neben diesen Impfungen gibt es noch solche, die man nicht zwingend bei einem Baby oder Kind machen muss. Dazu gehört zum einen die Impfung gegen das Rota-Virus, das Durchfallerkrankungen hervorruft. Entscheidet man sich für die Impfung, lässt man sie meist mit 6 Wochen des Kindes machen.
Die zweite Impfung, die nicht unbedingt notwendig ist, ist die gegen Grippe. Leidet das Kind jedoch häufig unter Atemwegsinfekten oder ist vielleicht sogar Asthmatiker, raten Kinderärzte dazu, jährlich gegen die Grippe impfen zu lassen. Auch bei schwerer Neurodermitis kann eine Impfung gegen Grippe empfehlenswert sein.

Außerdem ist die Impfung gegen FSME (Frühsommer Meningoenzephalitis), die durch Zeckenbisse übertragen wird, nicht unbedingt erforderlich. Lediglich in Risikogebieten, die meist in den südlichen Teilen von Deutschland liegen, wird sie empfohlen. Hier allerdings meist auch nur für Kinder, die sich häufig und lange in der Natur aufhalten. Grund dafür ist, dass es bei dieser Impfung relativ viele Impfversager gibt, ein Impfschutz also trotz erfolgter Impfung und Kontakt mit den Krankheitserregern, nicht aufgebaut wurde.

Video: Impfen oder Nicht? Teil 2: Die brisanten Antworten des Kinderarztes

Sind Impfungen bei einem Baby sinnvoll?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da es einige Impfungen gibt, die nicht zwingend erforderlich sind und auch nicht alle Impfungen einen 100%igen Schutz vor den Krankheiten garantieren.

Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Impfungen, die vor tödlich verlaufenden Krankheiten schützen. Besonders bekannt ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), an der nur Kinder erkranken, die vorher eine Infektion mit Masern durchgemacht haben. Diese Krankheit zerstört nach und nach das Gehirn des Betroffenen und verläuft immer tödlich. Je früher das Baby an den Masern erkrankt, umso wahrscheinlicher ist es, dass es später SSPE entwickelt. Von 100.000 Kindern, die sich mit einem Alter unter 5 Jahren mit Masern infizieren, bricht bei 20 bis 60 Kindern SSPE aus. Einen Schutz vor dieser schrecklichen Krankheit bietet eine Impfung gegen Masern.

Aber auch gegen andere Erkrankungen, die zwar bei uns nicht mehr vorkommen, sollte man sich impfen lassen. Dazu zählt beispielsweise die Kinderlähmung. In Deutschland gilt die Kinderlähmung als ausgerottet, jedoch ist das nicht in allen Ländern der Welt der Fall. Heutige Eltern sind viel mobiler als Eltern vorheriger Generationen und reisen häufiger mit ihren Kindern in Länder, in denen es die Kinderlähmung noch gibt. Hier besteht also – mindestens potentiell – eine Ansteckungsgefahr mit dem Erreger. Ein weiterer Grund für die Impfung gegen Polio sind die großen Migrationsbewegungen, die es auf der ganzen Welt gibt. So erreichen uns heute relativ gesehen mehr Menschen aus Ländern (wie beispielsweise Afghanistan, Pakistan), in denen die Kinderlähmung noch nicht besiegt ist. Ist das eigene Kind gegen diese Krankheit geimpft, ist die Ansteckungsgefahr sehr gering.

Video: Impfung | Die tödliche Lüge

Impfungen nur für Babys oder auch für Eltern und Großeltern?

Ist ein Baby unterwegs, fragen sich die Eltern häufig, ob sie sich auch noch einmal impfen lassen sollen. Prinzipiell kann das eine gute Idee sein, denn ein Baby hat noch kein ausgereiftes Immunsystem und kommt daher mit Erkrankungen häufig schlechter zurecht. Als besonders gefährlich gilt Keuchhusten, da es gegen diese Krankheit keinen von der Mutter weitergegebenen Nestschutz gibt. Eltern und Großeltern sollten daher noch vor der Geburt des Babys ihren Impfstatus überprüfen lassen und sich notfalls noch einmal gegen Keuchhusten impfen lassen. Denn obwohl die Krankheit bei Erwachsenen meist harmlos verläuft, kann sie bei einem Baby schwere Komplikationen hervorrufen, die sogar bis zu einem Atemstillstand führen können.

Ebenfalls sinnvoll im Umfeld eines Säuglings ist die Impfung gegen Grippe. Ein junges Baby ist noch viel zu klein, um selbst gegen die Grippe geimpft werden zu können. Kinderärzte raten daher schwangeren Frauen, deren Kind in die Grippesaison hineingeboren wird, sich im letzten Drittel der Schwangerschaft gegen die Grippe impfen zu lassen.

Auch Großeltern über 60 Jahre sollten über eine Grippe-Impfung nachdenken und zwar aus zwei Gründen:

  1. Aus Eigenschutz: Das Immunsystem von Menschen über 60 funktioniert nicht mehr so zuverlässig wie das jüngerer Menschen. Somit muss man im Seniorenalter häufiger mit schwereren Verläufen rechnen.
  2. Aus Fremdschutz: Infizierte Großeltern könnten das Baby anstecken.

Daher ist es ratsam, wenn sich Eltern und Großeltern noch vor der Geburt des Babys über mögliche Impfungen informieren, die den Säugling gerade in den ersten Lebenswochen vor Krankheiten schützen können.


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