Baby schläft beim Stillen ein: Problem? Normal?

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Das Baby schläft beim Stillen ein: Problem? Normal?, eine Frage, die sich viele Eltern stellen und auf die es in diesem Artikel eine Antwort gibt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Baby beim Stillen einschläft. Es gibt wohl keinen besseren Ort zum Einschlafen, als die mütterliche Brust. Hier fühlt es sich sicher und geborgen.

Hat es Vorteile, wenn das Baby beim Stillen einschläft?

Für die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind ist es nach der Geburt sehr förderlich, wenn der Säugling und seine Mutter schnell einen engen Hautkontakt haben. Dazu wird es auf den Bauch der Mutter gelegt oder innerhalb kürzester Zeit das erste Mal an die Brust gelegt. In den ersten Tagen ist es sehr wichtig, das Baby häufig und nach seinem Bedürfnis zu stillen.

Die Gründe:

  • das Saugen an der Mutterbrust wird optimal erlernt,
  • die Milchbildung bei der Mutter angeregt und
  • eine schmerzhafte Brustdrüsenschwellung verhindert.

Da ein Säugling in seinen ersten Lebenswochen noch viel schläft, ist ganz normal, dass er an der Brust einschläft. Für den neuen Erdenbürger ist das Stillen sehr ermüdend. Beim Körperkontakt mit der Mutter werden Endorphine und Oxytocin ausgeschüttet, die gemeinsam mit den Inhaltsstoffen der Muttermilch das Baby beruhigen und es einschlafen lassen. Ist die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind gut, kann auch die Mutter entspannen.

Mit dem zunehmenden Alter verschieben sich auch die Schlafphasen immer mehr in die Nachtstunden. Die Zusammensetzung der Muttermilch verändert sich mit dem Lebensalter des Babys genauso, wie innerhalb des Tages. Während sich am Morgen Inhaltsstoffe in der Muttermilch finden lassen, die das Baby wach machen, finden sich am Abend Stoffe, die Schlafmitteln ähneln. Zu diesen Inhaltsstoffen gehören Aminosäuren, wie Tryptophan. Tryptophan wird im Körper des Säuglings zu Melatonin umgewandelt und fördert so den Schlaf.

Muttermilch als Einschlafritual zu nutzen, ist also sinnvoll. Viele Mütter berichten, dass ihr Baby an der Brust am leichtesten einschläft. Wird es herumgetragen, dauert es viel länger. Vor dem ersten Geburtstag ohne Körperkontakt allein ins Bett gelegt zu werden und dann einschlafen zu müssen, dass können die wenigsten Babys. Sie reagieren in der Regel mit Protest auf dieses Einschlafritual.

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Das Baby schläft beim Stillen ein: Das sind die Vorteile für Mutter und Kind!

Säuglinge schlafen an der Mutterbrust besser ein, als mit dem Herumtragen.

1. Die Mutter wird ebenfalls schneller müde.
2. In der Nacht ist der Prolaktinspiegel erhöht. Wird in der Nacht gestillt, wird die Milchproduktion angeregt. Der Körperkontakt fördert das.
3. Säuglinge, die Tag und Nacht gestillt werden, wachsen besser, weil Wachstumshormone überwiegend nachts ausgeschüttet werden.
4. Ein schmerzhafter Milchstau wird so verhindert.
5. Babys, die gestillt werden kommen häufiger in den REM-Schlaf, der ihre Entwicklung begünstigt, denn im REM-Schlaf sind die Aktivität des Gehirns und die Atmung erhöht.
6. Das Stillen ist ein Faktor, der gegen den plötzlichen Kindstod schützen kann.
7. Wacht der Nachwuchs in der Nacht auf, kann er durch das Stillen rasch wieder in den Schlaf zurückfinden.
8. Stillende Mütter werden in der Regel wach, wenn das Baby sich bewegt und nach der Brust sucht. So reißt der Säugling die Mutter nicht aus dem Tiefschlaf.
9. Die nächtlichen Schreiphasen werden reduziert, da das Baby beim Stillen einschläft.
10. Das Vertrauen und die Bindung zwischen Mutter und Kinder werden gestärkt.
11. Stillen ist die beste Variante, um die Bedürfnisse eines Säuglings rasch zu befriedigen. Hunger und schreien machen einem Baby Angst.
12. Wenn nicht nur tagsüber, sondern auch nachts gestillt wird, ist die empfängnisverhütende Wirkung gegeben.

Nuckeln oder ein Schnuller ist also kein wirklicher Ersatz für die mütterliche Brust.

Aber Achtung! Neugeborene, brauchen zwischen 8 und 12 Mal am Tag eine Stillmahlzeit. Das Neugeborene meldet sich ca. alle 2 bis 3 Stunden zum Stillen. Trinkt es dabei genug, kann es ruhig beim Stillen einschlafen. Es gibt aber auch Babys, die bereits nach wenigen Zügen an der Brust einschlafen oder nicht ausreichend trinken.

Dann darf das Baby sanft geweckt werden durch:

  • sanftes Streicheln oder es beim Namen rufen
  • die Füße kitzeln oder leicht massieren
  • den Raum etwas heller machen
  • das Baby leicht hin- und herrollen
  • auf die nackte Brust legen
  • ein wenig Muttermilch in den Mund des Babys tropfen
Schläft das Baby beim Stillen ein, darf es sanft geweckt werden.

Schläft das Baby beim Stillen ein, darf es sanft geweckt werden. (#01)

Nach sechs Monaten abstillen?

Es gibt Experten, die der Meinung sind, dass der Nachwuchs nach sechs Monaten in der Nacht keine Nahrung mehr braucht, also abgestillt werden kann. Damit würde sich das Problem, dass das Baby beim Stillen einschläft, lösen.

Der Babyschlafexperte und Leiter eines Forschungszentrums zum Mutter-Kind-Schlafverhalten Dr. James McKenna hat dazu eine andere Meinung:

  • Säuglinge, die gestillt werden wachen nachts häufiger auf als Flaschenkinder
  • für das ständig wachsende Gehirn eines Babys hat die Muttermilch die ideale Zusammensetzung
  • Muttermilch ist reich an Kohlehydraten, aber arm an Fetten und Proteinen
  • Muttermilch wird innerhalb von ein bis zwei Stunden verdaut und befindet sich nur 20 Minuten im Magen
  • das Baby ist auch nach sechs Monaten häufig nachts im REM-Schlaf und deshalb auf nächtliche Stillzeiten angewiesen, damit das Gehirn auf Hochtouren laufen kann

Die Stillzeit dient nicht nur der Ernährung, sondern:

  • löscht den Durst,
  • optimiert die Atmung,
  • senkt den Blutdruck,
  • verbessert das allgemeine Wohlbefinden,
  • lindert Schmerzen und Erkrankungen
  • und tröstet.

Bei Babys, die älter als sechs Monate sind, ist es häufig nicht der Hunger, weswegen sie an der Brust einschlafen möchten oder nachts aufwachen, sondern das Bedürfnis nach Nähe, das Durchbrechen der Zähnchen, die emotionale Bindung zur Mutter oder andere emotionale Faktoren. Saugen an der mütterlichen Brust hilft dem Nachwuchs sich schnell wieder zu beruhigen und entspannt ein- und weiterzuschlafen.

Das Baby schläft beim Stillen ein: Kann das zur Gewohnheit werden?

Im Schnitt wird in Deutschland der Nachwuchs 6,9 Monate lang gestillt. Damit erübrigt sich bereits die Frage nach der Gewohnheit und wie das Baby nach langer Zeit von der Mutterbrust entwöhnt wird.

Ein Kind, welches mehr als sechs Monate gestillt wird, schreit, wenn das Einschlafritual verändert wird. Das ist völlig normal. Ein Baby, dass sich sicher bei der Mutter aufgehoben fühlt, wird von sich aus die Selbstständigkeit anstreben. In seiner Entwicklung bleibt das Kind ja nicht stehen. Es ist schlichtweg zu viel verlangt, von ihm zu erwarten, dass es plötzlich allein einschlafen soll, obwohl es bislang die Nähe der Eltern gespürt hat. Das Saugen an der Mutterbrust, welches beruhigt, gehört dazu. In diesem Alter herrschen entwicklungsbedingt die Angst vor Fremdem und Fremden vor. Warum sollte der Säugling also das Geborgenheit vermittelnde Einschlafritual aufgeben?

Damit das Einschlafen des Babys beim Stillen nicht zum Abendritual wird, gibt es Alternativen.

Damit das Einschlafen des Babys beim Stillen nicht zum Abendritual wird, gibt es Alternativen. (#02)

Da die wenigsten Kinder über das dritte Lebensjahr hinaus gestillt werden, fehlt die Erfahrung, wie die Schlafentwicklung eines Babys verlaufen würde, wenn nicht durch moderne Erziehungsmethoden eingegriffen werden würde.

Doch in der Stillberatung der La leche League lassen sich Beispiele finden. So berichten Mütter von Stillkindern, die so lange an der Brust einschlafen durften, wie sie es wollten, dass das Einschlafritual sich ohne weinen und schreien veränderte, mit zunehmenden Alter und fortschreitender Entwicklung.

Babys, die gestillt werden, stillen zwischen dem 2. und 4. Geburtstag von allein ab. Damit ist das Problem, dass das Baby beim Stillen einschläft gelöst. Fehlt der Mutter die Geduld oder wollen sie wieder arbeiten, darf natürlich auch selbst eine Veränderung herbeigeführt werden.

Alternativen zur Brust können sein:

  • Bilderbuch anschauen
  • Geschichten erzählen
  • gemeinsames Singen

Wenn ein kleines Kind in der Nähe der Bezugsperson einschlafen darf, kann es den Entzug der Mutterbrust leichter akzeptieren.

Es gibt aber auch Mütter, die berichten, dass es sehr lange dauert, bis das Baby beim Stillen einschläft. Sie werden dann ungeduldig. Hat der Nachwuchs einen Wachstumsschub, kann es schon vorkommen, dass er länger als gewöhnlich an der Mutterbrust saugen möchte. Ziel ist die Milchproduktion anzukurbeln. Fließt wieder mehr Milch, verkürzt sich die Stillzeit automatisch. Manche Säuglinge möchten auch die Trennung von der Mutter verhindern und saugen deshalb sehr lange. Das Einschlafen stellt für ein Baby eine Trennungssituation dar, die es verhindern will. An der Brust fühlt es sich sicher. Wieder andere machen gerade große Veränderungen durch und brauchen die Nähe der Mutter.

Macht ein Säugling häufig die Erfahrung, dass es in der Nacht allein aufwacht, fehlt ihm das Vertrauen, dass die Mutter in seiner Nähe bleibt, wenn es schläft. Babys, die von der Geburt an verinnerlicht haben, dass sie auch in der Nacht nicht allein sind, verknüpfen das Einschlafen nicht mit der Assoziation Dunkelheit und Angst. Sie schlafen entspannter ein.

Das Baby schläft beim Stillen ein. Das ist also keine schlechte Gewohnheit. Kritisiert wird immer wieder, dass Säuglinge sich daran gewöhnen stillend einzuschlafen. Wenn ein Kind aber früh lernt, allein einzuschlafen, ruft es in der Nacht nicht nach den Eltern und schläft von allein wieder ein. Der Zweck ist also durch das dem Baby Abgewöhnen, dass es beim Stillen einschläft, ein schnelles Durchschlafen zu erzielen.

Baby schläft beim Stillen ein: Alternativ in der Nähe bleiben.

Baby schläft beim Stillen ein: Alternativ in der Nähe bleiben. (#03)

Es gibt auch Mütter, die davon berichten, dass ihr Kind von allein durchgeschlafen habe, nachdem sie beschlossen hatten das Kind nicht mehr länger zu stillen. Doch im Laufe der kindlichen Entwicklung werden Kinder immer wieder, aus den unterschiedlichsten Gründen wach und verlangen nach den Eltern. Es kann also nicht durch das Einstellen der nächtlichen Einschlafhilfe des Stillens verhindert werden, dass auch ein Kind mit einer sicheren Bindung nachts wach wird und seine kindlichen Bedürfnisse anmeldet.

Auf lange Sicht lernen Kinder, die an der Mutterbrust beim Stillen einschlafen, von allein auch ohne ein- und durchzuschlafen. Der Körperkontakt durch das Stillen und die nächtliche Zuwendung wirken sich jedoch eindeutig positiv auf die Entwicklung des Kindes aus. Das Baby schläft beim Stillen ein? Es ist durchaus erlaubt, das als Mutter auch zu genießen.


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