Augenkrankheiten bei Kindern: Rechtzeitige Diagnose sorgt für eine gesunde Entwicklung

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Die Augen sind das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Schon vor seiner Geburt nimmt das Baby im Mutterleib optische Reize auf. Ist das Kind dann auf der Welt, entwickelt sich die Sehkraft schneller als noch vor einigen Jahrzehnten gedacht. Das Sehvermögen ist enorm wichtig, denn viele Entwicklungsschritte in den ersten Lebensjahren hängen von der ungehinderten Wahrnehmung optischer Eindrücke ab.

Deshalb ist es sinnvoll, die Symptome häufiger Augenkrankheiten zu erkennen und sich darüber zu informieren, wann es Zeit ist, einen Augenarzt zu konsultieren.

Augenkrankheiten rechtzeitig erkennen und die Sehkraft bewahren

Ein Baby, das seine Umwelt nur verschwommen wahrnimmt, hat Schwierigkeiten, nach einem Gegenstand zu greifen und so seine kleine Welt zu erkunden. Außerdem besteht die Gefahr, dass das Kind keine gesunden sozialen Interaktionen aufbauen kann. Wenn das Baby nicht erkennt, dass Mama und Papa aufmunternd lächeln, kann es auch nicht darauf reagieren. Die Sehkraft ist also für die gesunde Entwicklung eines Kindes entscheidend. Meist handelt es sich bei Augenerkrankungen nur um harmlose Störungen, die gut behandelbar sind. Manchmal wird jedoch eine Sehschwäche diagnostiziert oder eine Augenkrankheit, die einer intensiveren Behandlung bedarf.

Wird eine Sehschwäche rechtzeitig behandelt, kann sich das Kind genauso gut entwickeln wie seine Altersgenossen ohne Sehschwäche. Es ist in jedem Fall wichtig, Augenbeschwerden ernst zu nehmen. Je eher mit einer Therapie begonnen wird, umso größer sind die Chancen, das Problem schnell zu beseitigen. Im Folgenden werden häufige Augenkrankheiten und deren Symptome genannt. Es werden außerdem Tipps gegeben, wie leichte Erkrankungen selbst behandelt werden können und wann es unbedingt nötig ist, einen Kinder- oder Augenarzt aufzusuchen. Zunächst werden Augenbeschwerden genannt und erläutert und danach wird auf das Thema Fehlsichtigkeit eingegangen.

Die meisten Augenbeschwerden sind glücklicherweise harmlos und gut behandelbar. (#01)

Die meisten Augenbeschwerden sind glücklicherweise harmlos und gut behandelbar. (#01)

Die häufigsten Augenbeschwerden im Kindesalter

Die meisten Augenbeschwerden sind glücklicherweise harmlos und gut behandelbar. Oft reicht es sogar aus, leichte Beschwerden selbst zu behandeln. Damit sich aus einer harmlosen Erkrankung jedoch kein größeres Problem entwickelt, das im schlimmsten Fall zu einer Schädigung der Sehkraft führt, sollten Augenbeschwerden immer ernst genommen werden.

Im Kindesalter treten besonders folgende Augenerkrankungen auf:

  • verstopfter Tränenkanal
  • Bindehautentzündung
  • Lidrandentzündung
  • Gerstenkorn
  • Reizung durch Allergien
  • Fremdkörper im Auge
  • Retinablastom

Verstopfter Tränenkanal

Bei neugeborenen Kindern ist ein verstopfter Tränenkanal keine Seltenheit. Die Tränenkanäle befinden sich im inneren Augenwinkel und öffnen sich meist vor der Geburt. Sie verbinden das Auge mit der Nase, sodass die Tränenflüssigkeit einfach durch die Nase abfließen kann. Öffnen sich die Tränenkanäle nicht rechtzeitig, ist dieses Abfließen nicht möglich und die Tränenflüssigkeit staut sich im Auge. Das Baby leidet also unter ständig tränenden Augen.

Manchmal kommt es dadurch zu Entzündungen, weil das Kind mit seinen Händchen ständig die Augen reibt und auf diese Weise reizt. In leichten Fällen reicht es völlig aus, die inneren Augenwinkel sanft zu massieren, um ein Öffnen des Tränenkanals zu beschleunigen. Anschließend sollte das Auge mit einem weichen Waschlappen sanft gereinigt werden. Reicht das nicht aus und es kommt zu Verkrustungen oder sogar zu Bindehautentzündungen, kann der Augenarzt die Tränenkanäle schonend mechanisch öffnen.

Eine Bindehautentzündung kann durch Viren, Bakterien, Pilze oder externe Ursachen wie starken Windzug, Rauch sowie einen Fremdkörper im Auge hervorgerufen werden. (#02)

Eine Bindehautentzündung kann durch Viren, Bakterien, Pilze oder externe Ursachen wie starken Windzug, Rauch sowie einen Fremdkörper im Auge hervorgerufen werden. (#02)

Bindehautentzündung

Eine Bindehautentzündung kann durch Viren, Bakterien, Pilze oder externe Ursachen wie starken Windzug, Rauch sowie einen Fremdkörper im Auge hervorgerufen werden. Außerdem ist eine Bindehautentzündung manchmal die Folge einer Allergie. Wird die Entzündung durch Viren ausgelöst, spricht man von einer infektiösen Bindehautentzündung, die sehr stark ansteckend ist und oft im Kindergarten übertragen wird.

Die anderen Fälle sind zwar nicht ansteckend aber ebenso unangenehm für das Kind. Die Augen jucken, tränen und sind stark gerötet. Im weiteren Verlauf kommen Schmerzen und ein brennendes Gefühl dazu und die Augen sondern ein klebriges gelb-grünes Sekret ab. Morgens sind die Augen dann dick verkrustet und verklebt. Manchmal ist nur ein Auge betroffen, häufig jedoch leider beide. Obwohl eine Bindehautentzündung meist harmlos ist, sollte man einen Kinder- oder Augenarzt konsultieren, der herausfindet, ob es sich um eine ansteckende Erkrankung handelt. Auch bei jeder länger andauernden Bindehautentzündung sollte man zum Arzt gehen, da sich ansonsten eine Sehstörung oder Lichtempfindlichkeit entwickeln kann.

Meist reicht es zur Behandlung jedoch bereits aus, die Augen mit einem sauberen Waschlappen sanft von außen nach innen zu reinigen. Bei einer bakteriell hervorgerufenen Entzündung sind oft antibiotische Augentropfen nötig, wohingegen eine allergische Bindehautentzündung mit speziellen Augentropfen behandelt wird, die Antihistaminika enthalten.

Lidrandentzündung

Die Reize, die zu einer Bindehautentzündung führen, können auch eine Lidrandentzündung auslösen. Kinder, die unter Neurodermitis leiden, haben oft auch im Bereich der Augen eine extrem trockene Haut, die zu Entzündungen neigt. In diesen Fällen sollte mit einer fetthaltigen Creme nach dem Abklingen der akuten Entzündung Neuerkrankungen vorgebeugt werden. Durch die Reizung wird vermehrt Sekret gebildet.

Setzt sich das Sekret an den Lidrändern ab, treten die typischen Symptome auf: Rötungen, Schwellungen und Jucken sowie Schmerzen. Auch die Lidrandentzündung führt häufig zu verklebten Augen, die sanft mit klarem Wasser und einem sauberen Waschlappen gereinigt werden sollten. Sind die Verkrustungen gelb oder dauert die Entzündung trotz Behandlung länger als zwei Tage, kann es sich um eine bakterielle Lidrandentzündung handeln, die mit entsprechenden Augentropfen behandelt werden muss. Deshalb ist in solchen Fällen der Gang zum Arzt unerlässlich.

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Gerstenkorn

Zeigt sich eine eitrige, rote Beule am Augenrand, handelt es sich wahrscheinlich um ein Gerstenkorn. Ursache ist eine Verstopfung der Talg- oder Fettdrüsen, die sich am Lidrand befinden. Dringen Bakterien in die verstopfte Drüse, entsteht das Gerstenkorn. Das Kind klagt über Jucken und Schmerzen und beginnt, das Auge zu reiben, womit sich das Problem verschlimmert. Warme Lappen, Kompressen oder Rotlicht helfen dabei, die verstopften Drüsen sanft zu öffnen, sodass das Sekret abfließen kann.

Bei anhaltenden Beschwerden oder starken Schmerzen sollte sich ein Arzt das Gerstenkorn ansehen. Das Gerstenkorn darf auf keinen Fall ausgedrückt werden, sondern muss sich von selbst öffnen, damit eine Entzündung des umliegenden Gewebes verhindert wird. Vorbeugend sollte darauf geachtet werden, dass sich das Kind häufig die Hände wäscht, denn oft sind Bakterien aus der Nase, die ins Auge gerieben werden, Ursache für die Entstehung eines Gerstenkorns.

Reizung durch Allergien

Immer mehr Kinder leiden an Allergien. Mittlerweile sind 30 Prozent aller Erstklässler betroffen. Ein Symptom sind tränende, juckende Augen. Augentropfen, die Antihistaminika enthalten, verschaffen meist schnelle Linderung. Es ist jedoch wichtig, vom Kinderarzt feststellen zu lassen, worauf das Kind allergisch reagiert. Dann kann entweder der Kontakt mit den Allergenen vermieden oder die Allergie mit einer Hyposensibilisierung therapiert werden.

Fremdkörper im Auge

Gerät beim Spielen Sand, ein Krümel oder sogar ein kleiner Gegenstand ins Auge, entsteht sofort ein sehr unangenehmes Jucken oder Brennen. Das Auge produziert vermehrt Tränenflüssigkeit, um sich vom Fremdkörper zu befreien und das Kind wird reflexartig versuchen, durch Reiben den Fremdkörper zu entfernen. Leider führt das meist zu noch heftigeren Beschwerden, deshalb sollte man das Kind daran hindern.

Reicht der natürliche Tränenfluss nicht aus, um den störenden Fremdkörper zu entfernen, hilft es, die Augen mit einer isotonischen Kochsalzlösung zu spülen. Handelt es sich um einen einzelnen, sichtbaren Gegenstand, kann dieser durch Anheben des Lides und den Einsatz eines Wattestäbchens oder Lappens entfernt werden. Dabei wird immer zum Innenwinkel des Auges gestrichen. Befindet sich ein größerer Fremdkörper im Auge, ist dies ein akuter Notfall, der sofortiges Aufsuchen einer Augenklinik oder das Rufen des Notarztes erfordert.

Video: Elli – Mutmacherin der KinderAugenkrebsStiftung

Retinablastom

Diese Erkrankung ist extrem selten und tritt nur bei Kindern auf. Es handelt sich dabei um einen Tumor, der sich auf der Netzhaut, der Retina, bildet. Die Symptome sind Sehstörungen, Schielen und ein charakteristisches weißes Aufleuchten, das oft auf Fotos zum ersten Mal entdeckt wird. Bei derartigen Beschwerden ist ein Besuch beim Augenarzt unumgänglich. Glücklicherweise kann die Erkrankung bei rechtzeitiger Diagnose erfolgreich behandelt werden.

Fehlsichtigkeiten frühzeitig erkennen

Auch Kinder sind bereits relativ häufig von Fehlsichtigkeiten betroffen. Der Sehsinn entwickelt sich in den ersten Lebensjahren. Nur wenn Störungen rechtzeitig erkannt werden, können sich die Sehschärfe, die Wahrnehmung von Farben und das räumliche Sehen richtig entwickeln. Alle drei Komponenten sind wichtig für die gesamte Entwicklung eines Kindes. Werden frühe Fehlsichtigkeiten nicht bis zum sechsten Lebensjahr behandelt, kann das eine nicht mehr auszugleichende Schwachsichtigkeit zur Folge haben.

Kinder, die nicht richtig sehen können, ziehen sich oft immer mehr zurück und Entwicklungsverzögerungen sowie Schulprobleme sind häufig einfach die Folge einer nicht behandelten Sehstörung. Besteht der Verdacht auf eine Sehschwäche, kann ein Online-Sehtest einen ersten Anhaltspunkt geben. Die Sehfähigkeit des Kindes wird zwar bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen vom Kinderarzt überprüft, zwischen den einzelnen Terminen sind die Zeiträume jedoch relativ lang. Ein Online-Sehtest kann in der Zeit zwischen zwei Terminen im Verdachtsfall wichtige Hinweise geben, dass der Gang zum Augenarzt ansteht.

Kinder sind bereits von Kurz- oder Weitsichtigkeit betroffen und auch eine Hornhautverkrümmung beeinträchtigt manchmal das Sehvermögen. (#03)

Kinder sind bereits von Kurz- oder Weitsichtigkeit betroffen und auch eine Hornhautverkrümmung beeinträchtigt manchmal das Sehvermögen. (#03)

Welche Fehlsichtigkeiten kommen besonders häufig im Kindesalter vor?

Kinder sind bereits von Kurz- oder Weitsichtigkeit betroffen und auch eine Hornhautverkrümmung beeinträchtigt manchmal das Sehvermögen. Diese Sehschwächen können durch eine Brille relativ einfach ausgeglichen werden. Häufig bemerken Eltern außerdem, dass ihr Baby schielt. Bis zu einem Alter von drei bis vier Monaten ist das jedoch nicht besorgniserregend, da sich die Augenmuskeln und der Sehsinn in dieser Zeit noch entwickeln. Schielt das Baby jedoch auch danach, sollte ein auf Kinder spezialisierter Augenarzt aufgesucht werden.

Die Ursache des frühkindlichen Schielens liegt meist in einer Schwachsichtigkeit eines Auges. Wechselndes Abkleben der Augen soll bewirken, dass das schwächere Auge trainiert wird und die Fehlsichtigkeit und somit das Schielen verschwinden. Reicht diese Therapie nicht aus, werden die Augenmuskeln operativ korrigiert. Nach der Behandlung benötigt das Kind häufig eine Brille, um die volle Sehkraft zu erlangen.

Video: Sehschwächen im Kindesalter

Wie können Eltern eine Sehschwäche rechtzeitig erkennen?

Es ist wichtig, die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 wahrzunehmen, denn bei diesen Anlässen kontrolliert der Kinderarzt die Sehfähigkeit des Kindes. Der Kinderarzt erkennt außerdem Entwicklungsauffälligkeiten, die auf eine Fehlsichtigkeit deuten. Dennoch sollten Eltern ihr Kind auch immer selbst genau beobachten und aufmerksam werden, wenn es häufig blinzelt, schielt, den Kopf schief hält und Dinge nicht erkennt, die es eigentlich mühelos sehen müsste.

Lichtempfindlichkeit, Augenzittern und starre Pupillen sind weitere Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Aber auch Lichtunempfindlichkeit oder trübe Linsen sind ein Anlass, den Augenarzt aufzusuchen. Manchmal ist die Ursache einer auffälligen Ungeschicklichkeit einfach ein Sehfehler. Bei Schulkindern, die sich häufig die Augen reiben, über Kopfschmerzen klagen oder beim Lesen, Ausmalen und Schreiben Probleme haben, sollte ebenfalls an eine Sehschwäche gedacht werden. Hinter Schulversagen steckt nicht selten eine Fehlsichtigkeit und mit der passenden Brille wird oft aus einem verzagten Kind ein fröhlicher Schüler, der alle Anforderungen problemlos meistert.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild:  silentalex88-#01: Sebos- #02: kdshutterman  -#03: Annashou

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